Es scheint als spiele ich hier Schach,
in Wirklichkeit denk ich nur nach,
wer könnte mir das Wasser reichen
und mich mit einem Hr. von Goethe zu vergleichen?
Der war doch in Weimar Geheimnisrat,
wobei er nicht viel tat,
nur um Zeit zu vertreiben,
fing er an zu schreiben!
Schrieb Faust und mancherlei Balladen,
seine Gretchengeschichten diese faden,
dann Lyrik und seine Breviere
und kroch auf alle viere
nach kräftigem Wirtshausgelage
betrunken in seine obere Etage!
Ich bin nicht so besessen
mich mit ihm zu messen,
wurde er doch in einer Zeit geboren,
wo Schafe noch händisch geschoren
das Volk nicht lesen konnte
und keiner noch am Strand sich sonnte!
So war es wohl keine große Tat,
dass er als Staatsrat
dem kleinen Völklein, ganz durchtrieben,
täglich kundtat was er geschrieben,
war auch manches für die Würst
stieg er doch auf zum größten
„Deutschen Dichterfürst“!
Ich leb jedoch in einer Zeit,
da sonnen d’Leut sich meilenweit
am Meeresstrand und Swimmingpool,
sind megageil und supracool,
tragen kleine Fetzerl um den Bauch
und manchmal sind sie nackert auch!
Beim Saufen gibt es keine Nöte,
da zieht man wieder gleich mit Goethe,
und dass das älteste Gewerbe
auch heute nicht den Brei verderbe,
dafür ist bestens vorgesorgt
indem man sich vom Osten die Hur’n ausborgt!
So ändert sich, denk ich nach
eigentlich nur die Sprach,
das heißt, die Ausdrucksweise,
es gibt kan Satz mehr ohne Scheiße,
als könnt man ohne ihr nicht leben,
zum Himmel stinkts, muss man heut streben!
Der „Von“, der würde,
müsst er heut noch schreiben,
auf seinen Gedichterln sitzen bleiben,
so wie ich in der dritten Klass,
weil’s Rechnen war für mich kein Spaß!
Die Wortwahl wäre hier der Grund,
lockt von Ofen keinen Hund,
vom Keller keinen Ratz,
die ganze Schreiberei für d’Katz!
So ist etwas eingetreten
auf dass die Leut schon g’wartet hätten,
endlich gibt es was zum Lesen
was noch nie da gewesen,
bleibt auf ewig unbekannt,
weil’s nur an Freunde wird versandt,
sehr persönlich zugerichtet,
buchstabenreimend gut verdichtet,
schmiegen sich die vielen Worte,
wie der Teig in der guten alten Sachertorte,
wobei sich die Gelegenheit böte
hinzuweisen: „Niemals vergleichlich
mit dem Herrn von Goethe!!!“
Dieses liebes Künstlerpaar,
schreibe ich trotz hoher Gefahr,
nichts mehr von euch zu hör’n,
weil Spitzfederlichkeiten
doch nur sehr stör’n !?!?!?
Liebe Grüße
Hans
Linz, 12.8.2003